Betriebliche Ersthelfer – lästige Pflicht oder echte Chance für Unternehmen?


Betriebliche Ersthelferinnen und Ersthelfer – meist als verpflichtende Maßnahme im Arbeitsschutz gesehen – bieten Unternehmen weit mehr als bloße Normerfüllung. Sie können zu einem aktiven Beitrag zur Sicherheit, Mitarbeiterzufriedenheit und Unternehmensreputation werden. Der folgende Beitrag beleuchtet Anforderungen, Potenziale und Best-Practice-Ansätze – fundiert nach den aktuellsten Vorgaben und Informationen.

Betriebliche Ersthelfer
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1. Rechtlicher Rahmen: Pflicht, kurz und knapp

  • Bereits ab zwei gleichzeitig anwesenden Beschäftigten ist gesetzlich ein betrieblicher Ersthelfer erforderlich, gemäß § 10 ArbSchG und § 26 DGUV Vorschrift 1.
  • Bei mehr als 20 Anwesenden steigen die Anforderungen:
    • Verwaltungs- und Handelsbetriebe: 5 % der Anwesenden müssen Ersthelfer sein
    • Sonstige Betriebe (z. B. Produktion, Handwerk): 10 % der Anwesenden müssen Ersthelfer sein
  • Arbeitgeber müssen ausreichend mehr Ersthelfer ausbilden, um Abwesenheiten wie Urlaub, Krankheit oder Homeoffice abzudecken.
  • Arbeitgeber können ihre Mitarbeitenden sogar zur Ersthelfer-Ausbildung verpflichten, wenn sich niemand freiwillig meldet – außer persönliche Gründe sprechen dagegen.

2. Inhalte und Ausbildung: Was wird gelernt – und wer trägt die Kosten?

  • Die Ersthelfer-Ausbildung umfasst neun Unterrichtseinheiten à 45 Minuten, theoretisch und praktisch, bei einer von den gesetzlichen Unfallversicherungsträgern anerkannten Stelle.
  • Eine Fortbildung alle zwei Jahre (ebenfalls neun Einheiten) ist Voraussetzung, um Ersthelfer bleiben zu dürfen.
  • Inhalte umfassen u. a.
    • Eigene Sicherheit und Gefahrenbereich
    • Bewusstsein, Atmung und Kreislauf prüfen
    • Stabile Seitenlage, Wiederbelebung, Einsatz von AED
    • Wundbehandlung, Knochenbrüche, Schock, Verbrennungen, Vergiftungen
  • Kosten: Die Berufsgenossenschaft übernimmt i.d.R. die Lehrgangsgebühren. Arbeitgeber tragen Reisekosten und Entgeltfortzahlung.

3. Pflicht oder Mehrwert? Die Chancen für Unternehmen

 A) SCHNELLE HILFE SENKT RISIKEN UND FOLGEN

Ersthelfer ermöglichen schnelle Erste Hilfe – bei Stürzen, Schnittverletzungen oder plötzlichen Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Die sofortige Reaktion kann Komplikationen mindern und sogar Leben retten.

 

B) STÄRKUNG DER UNTERNEHMENSKULTUR

Ein sicheres Arbeitsumfeld zeigt Wertschätzung – Mitarbeitende fühlen sich besser geschützt, was Betriebsklima und Motivation verbessert. Auch das Image profitiert, insbesondere bei Transparentmachung über Schulungen oder Aktionen.

 

C) RECHTSSICHERHEIT – BUSSGELDER UND MEHR VERMEIDEN

Fehlende Ersthelfer können empfindliche Bußgelder und rechtliche Risiken nach sich ziehen, insbesondere bei Unfällen ohne angemessene Erstversorgung.

 

D) KOMPETENZEN, DIE ÜBER DEN JOB HINAUS WIRKEN

Ersthilfe-Know‑how kommt nicht nur im Betrieb zum Einsatz: Auch privat oder im öffentlichen Raum werden Ersthelfer kompetent handeln – ein echter Mehrwert für die Gesellschaft.

 

E) PROAKTIVE GESUNDHEITSFÖRDERUNG

Betriebliche Ersthelfer lassen sich gut in umfassende Gesundheitsmanagement‑Strategien einbinden und tragen zur betrieblichen Gesundheitsförderung bei.

4. Praktische Tipps für Unternehmen

Mehr Ersthelfer als die Minimalquote ausbilden lassen: Sichert Verfügbarkeit trotz Abwesenheiten
Freiwilligkeit fördern: Höhere Motivation und bessere Bereitschaft zur Teilnahme
Transparente Kommunikation: Aushänge, Intranet, Unterweisungen – wer ist Ersthelfer?
Regelmäßige Auffrischungen & Übungen: Wissen bleibt präsent, Routine entsteht
Integration in BGM: Ersthelfer als Säule der Gesundheitsförderung und Unternehmenskultur

Fazit

Betriebliche Ersthelfer sind mehr als eine lästige Pflicht: Sie sind präventiv und gesellschaftlich von enormer Bedeutung. Im Notfall retten sie Leben oder lindern Folgen – und im Alltag stärken sie Sicherheit, Gesundheit und Vertrauen. Unternehmen, die das Potenzial erkennen und nutzen, profitieren doppelt: Intern durch ein sicheres und motiviertes Team, extern durch ein verantwortungsvolles Image.

 

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Christian Fieber

 

Autorenprofil: Christian Fieber

Christian Fieber ist Inhaber und Ausbildungsleiter der Erste-Hilfe-Schule Schwaben e.K., Ausbilder für Erste Hilfe und Brandschutz, Brandschutzbeauftragter sowie zertifizierter Medizinprodukteberater. Mit langjähriger Erfahrung in der medizinischen Ausbildung und im Brandschutz berät er Unternehmen und Einrichtungen im gesamten süddeutschen Raum.

Kontakt:

Telefon: 08292 901148

Mail: mail@erste-hilfe-schwaben.de

Linkedin: https://www.linkedin.com/in/christian-fieber/

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